Zu einem Jahresrückblick gehören immer ein weinendes und ein lachendes Auge. Weinend, weil jedes Jahr durch persönliche und herausfordernde Erfahrungen geprägt ist. Dazu gehören Krankheiten, Abschiede von lieben Menschen und die individuelle Alltagsbewältigung. Aber auch das Lachen gehört dazu, weil jedes Jahr im Rückblick auch unfassbar schöne Momente zum Vorschein bringt. Dazu gehören schöne und tiefe Begegnungen mit Freunden und Familie, gelungene Projekte und berührende und dankbar machende Lebens- und Gotteserfahrungen. Mit Rückblick auf das zweite „Coronajahr“ mag es dem einen oder anderen schwerfallen, im vergangenen Jahr eine Ausgeglichenheit aus Weinen und Lachen zu erkennen. Zu schwer, zu tiefgreifend und zu umwälzend sind die Einschnitte in unser aller Leben gewesen. Dazu kommt, dass die unterschiedlichen Bewertungen und Einordnungen der Corona-Krise und der daraus resultierenden ungleichen Bewältigungsstrategien an unserem Gemeinschaftsgefüge und gesellschaftlichen, familiären und geschwisterlichen Zusammenhalt gezehrt haben. Auch wir haben miteinander gerungen, diskutiert, abgewogen und gebetet. Immer mit dem Ziel, die größtmögliche Überschneidung an Freiheit, Verantwortung und Sicherheit in unserem Gemeindeleben zu gewährleisten. Das führte im Lauf des Jahres zu einem bunten Wechsel von Angeboten und Ausdrucksformen in unserem Gemeindeleben… zum Beispiel zum Verzicht von Präsenzveranstaltungen und Gottesdiensten am Anfang des Jahres. Dafür gab es Online-Impulse, im Laufe des Jahres Spaziergänge oder Gemeindeveranstaltungen unter freiem Himmel, Beratungen, Gebet, Begegnungen und Austausch via ZOOM-Konferenzen. Und immer wieder ein dynamisches Anpassen unseres Hygiene- und Sicherheitskonzeptes und ein Austarieren der hybriden Möglichkeiten. All das hat viel Kraft und manchmal auch Nerven gekostet. Und dennoch, schau ich auf den Kalender des vergangenen Jahres, war all das von vielen schönen und berührenden Ereignissen gespickt. Ein Gottesdienst mit dem Leuchtturmprojekt aus Güstrow, die Taufe unserer indischen Geschwister und die Verabschiedung aus dem Kirchenasyl, Gemeindeforen, besondere Gottesdienste mit Jugendsegnung, Psalmenrezitation und Open Doors, der Harz-Gebetstag mit Gästen aus Israel, ein „Letzte-Hilfe-Kurs“, wieder eine Taufe und Gemeindeaufnahme von neuen Geschwistern und zu guter Letzt unser Open-Air-Gottesdienst an Heiligabend. Dazu haben wir einige Projekte und Initiativen mit Spenden bedenken können, insbesondere auch unsere polnischen Geschwister in Stettin. In all dem haben auch wir ein Stück weit dazu beigetragen, dass Gottes Reich auf dieser Erde gebaut wird. Zu einer Rückschau gehört auch das Loslassen… das, was nicht gelungen ist, verletzt oder auch wehgetan hat. Es darf nicht nur losgelassen, sondern Gottes Gnade anbefohlen werden. Zu einer Rückschau gehört aber auch das Mitnehmen. Zum Beispiel unser im letzten Jahr erarbeiteter Leitsatz: „Als Gemeinde wollen wir Gemeinschaft leben und anbieten, zum Glauben an Jesus Christus einladen und gemeinsam im Glauben wachsen.“ All das wollen wir auch in diesem Jahr weiterleben und vertiefen und ich hoffe sehr, dass wir das zu Gunsten einer großen Ausgeglichenheit tun können, weniger mit einem weinenden, sondern einem lachendem Auge. Martin Luther sagte einmal: „Wo Glaube ist, da ist auch ein Lachen.“ Möge sich das auch unter uns bewahrheiten. In diesem Sinne, lasst uns gemeinsam glaubend und lächelnd ermutigen, zusammenstehen, einander trösten und immer wieder vergeben. Und, um das Wichtigste nicht zu vergessen, ein herzliches Dankeschön gilt allen ehrenamtlichen Mitarbeitern. Habt vielen Dank, dass ihr euch mit Kopf, Herz und Verstand engagiert und eingebracht habt!
Für die Gemeindeleitung: Marc Schneider