Hinter der Ysop-Baptisten-Kirche Halberstadt liegt ein Jahr des Aufatmens. Was hat Corona für Spuren hinterlassen?
Wir haben gelernt, dass wir auch 2 oder 3 Gottesdienste können und wir sind froh und dankbar, dass alle, die aus Angst vor Verlust der Freiheit und aus Angst vor Krankheit weggeblieben waren, nun wieder Gemeinschaft mit uns leben. Weite Arme mit Empathie und Vergebungsbereitschaft, klare Führung und ein konsequentes Präsenzkonzept haben uns dabei geholfen.
Am Ende verstehen wir es aber als Geschenk unseres Gottes, auch dass neue Frauen und Männer unsere Gemeinde bereichern. Die Gründe für den Zuwachs sind im wesentlichen Zuzug, aber natürlich auch die Krisen der Welt und die durchlässigeren Grenzen nach Corona. So haben wir wieder steigende Teilnehmerzahlen aus dem persisch-sprachigen Raum und einige Geschwister aus der Ukraine.
Wir sind erstaunt und glücklich, dass uns unser Herr Psalm 117, 1 zum Anfassen schenkt. Neben „klein, aber nicht unbedeutend“ sind wir nun auch „klein, aber international“. Inzwischen gehören neben Deutschen auch Menschen aus folgenden Ländern zu unserer Gemeinde: Iran, Kasachstan, Ukraine, Honduras, Niederlande, Indonesien, Rumänien. Der Anteil der deutschen Gottesdienstbesucher liegt um die 60 %. Entsprechend erweitern wir langsam unser Angebot. Zu unseren klassischen Glaubensgrundkursen in persischer Sprache (hier nutzen wir Al Massira, überarbeitetes Material von Campus für Christus und klassisch Q & A) haben wir nun auch einen Glaubensgrundkurs auf Englisch gestartet.
Ein Höhepunkt unseres Gemeindejahres war die Taufe von 7 Geschwistern im Juli, die wir begleiten durften. Erst während der Veranstaltung fiel uns auf, dass die letzte Taufe davor genau 707 Tage und die erste Taufe aus unserer Flüchtlingsarbeit fast genau 10 Jahre her war und auch mit 7 Geschwistern begann. Das Jahr bot außerdem einen Vortrag über die Israel-Reise von Geschwistern, eine tolle Adventfeier, einen Besucher-Rekord bei unserem Heilig-Abend-Gottesdienst im Rathaussaal mit 105 Teilnehmern und anschließend eine tolle Heilig-Abend-Feier mit unseren Flüchtlingen bei Kartoffelsalat, Würstchen, Punsch und Mr. Bean im Gemeindesaal.
Ansonsten genossen wir den Blick über den Tellerrand bei der Nutzung von Bildungsangeboten und hatten Lerngemeinschaft mit Mennoniten in Wolfsburg und Brüdern im Christlichen Bildungszentrum Erzgebirge.
Als wir einen Mitarbeiteraufruf für den zwischenzeitlich zum Erliegen gekommenen Kindergottesdienst in unserer Gemeinde starteten, hatten wir ehrlich gesagt nur einen kleinen Glauben. Wie viele würden wohl kommen? Kommt überhaupt jemand? Wenn dann 5 bis in die Haarspitzen motivierte Geschwister mit glänzenden Augen vor dir sitzen und die Ideen nur so sprudeln, dann weißt du, das war der Plan des Herrn.
Autor: Andreas Raschke S.D.G.